Können Tiere Gewitter im Voraus spüren?

Immer wieder berichten Menschen, dass ihre Haustiere unruhig werden, Vögel verstummen oder Wildtiere fliehen, kurz bevor ein Gewitter losbricht oder ein Erdbeben die Erde erzittern lässt. Tatsächlich gibt es wissenschaftlich fundierte Erklärungen dafür, warum Tiere auf Wetterumschwünge und manche Naturkatastrophen sensibler reagieren als wir. Tiere besitzen feinere Sinnesorgane für Druckschwankungen, Luftfeuchtigkeit, Infraschall und elektrische Felder. Kurz vor einem Gewitter etwa sinkt der Luftdruck und die Luft wird elektrisch aufgeladen – beides nehmen viele Tiere sehr viel früher wahr als der Mensch. Hunde, Pferde und Vögel zeigen dann oft Unruhe, was für uns wie eine Vorahnung wirkt, tatsächlich aber auf hochentwickelte Sensorik zurückgeht.
Auch bei Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunamis gibt es gut dokumentierte Beobachtungen, dass Tiere schon vor den ersten Erschütterungen fliehen oder ungewöhnliches Verhalten zeigen. Eine plausible Hypothese: Sie hören niederfrequente Schwingungen (Infraschall) oder spüren minimale Bodenbewegungen, lange bevor menschliche Messinstrumente Alarm schlagen. In Studien wurde gezeigt, dass viele Tiere auch die Veränderung chemischer Stoffe in der Luft oder im Wasser bei Vulkanausbrüchen oder Tsunamis registrieren. Entscheidend ist: Die Tiere „wissen“ nicht, was passieren wird, sondern reagieren reflexartig auf Signale, die uns verborgen bleiben.
Damit sind Tiere zwar keine zuverlässigen „Vorhersager“ im wissenschaftlichen Sinn, doch ihre ausgeprägten Sinne geben ihnen einen evolutionären Vorteil in der Wahrnehmung von Umweltveränderungen. Für uns Menschen ist diese Beobachtung ein faszinierender Hinweis darauf, wie viel subtilere Informationen die Natur liefert – und wie sehr wir uns von unseren technischen Messgeräten abhängig gemacht haben.