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War­um nennt man eine schlech­te Mut­ter eine Raben­mut­ter?

Eine Mut­ter, die sich wenig oder gar nicht um ihre Kin­der küm­mert, wird land­läu­fig als Raben­mut­ter beschimpft. Woher kommt die­ser Ver­gleich mit den Vögeln? Gehen die ech­ten Raben­müt­ter wirk­lich nach­läs­sig mit ihren Jun­gen um? Mit­nich­ten! Raben umsor­gen ihren Nach­wuchs sogar außer­or­dent­lich gut und sind viel­mehr vor­bild­li­che Eltern! Sie betrei­ben eine inten­si­ve Brut­pfle­ge und sind gera­de­zu über­vor­sich­tig. War­um also die­ses nega­ti­ve Vor­ur­teil?

Raben hat­ten von jeher kei­nen guten Stand: Ihre beein­dru­cken­de Grö­ße, die zutiefst schwar­ze Far­be und die Tat­sa­che, dass vie­le Krä­hen­ar­ten Aas­fres­ser sind, brach­ten ihnen den Ruf von “Vögeln des Todes” ein, die nichts als Unheil bedeu­ten. Im Sprach­ge­brauch setz­te sich daher der Unglücks­ra­be und der Gal­gen­vo­gel durch — eben­so wie die Raben­mut­ter. Letz­te­re geht ver­mut­lich auf eine Stel­le im Buch Hiob der Bibel zurück. In der Übe­set­zung von Mar­tin Luther heißt es dort: “Wer berei­tet dem Raben die Spei­se, wenn sei­ne Jun­gen zu Gott rufen und irre­f­lie­gen, weil sie nichts zu essen haben?” Ziem­lich sicher wird hier ein Ver­hal­ten miss­in­ter­pre­tiert, das man auch bei Sta­ren beob­ach­ten kann: Der Nach­wuchs ver­lässt das Nest recht früh, noch bevor er flie­gen kann. Des­we­gen ent­deckt man nicht sel­ten ziem­lich hilf­lo­se Jung­tie­re am Boden, die wohl von den Eltern im Stich gelas­sen wur­den. Tat­säch­lich aber beglei­ten die erwach­se­nen Tie­re ihre Jun­gen stän­dig und teils noch über vie­le Wochen hin­weg. Sie hal­ten sich ledig­lich im Hin­ter­grund, weh­ren, meist durch Ablen­kung, Gefah­ren ab und füt­tern die Jung­vö­gel regel­mä­ßig. Durch die­ses Ver­hal­ten soll wohl die Selbst­stän­dig­keit der Kin­der geför­dert wer­den, ohne sie sich selbst zu über­las­sen.

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