Warum schmeckt Orangensaft nach dem Zähneputzen bitter?

Wer sich nach dem Zähneputzen ein Glas Orangensaft gönnt, erlebt häufig eine unangenehme Überraschung: Der fruchtig-süße Geschmack verwandelt sich in eine scharfe Bitterkeit. Verantwortlich dafür ist vor allem ein Inhaltsstoff in Zahnpasta namens Natriumlaurylsulfat (Sodium Lauryl Sulfate, SLS), ein Tensid, das für die Schaumbildung sorgt. SLS beeinflusst jedoch nicht nur die Schaumbildung, sondern auch unser Geschmacksempfinden – und zwar auf zweierlei Weise.
Zum einen unterdrückt SLS vorübergehend die Funktion der süß-sensitiven Geschmacksknospen, wodurch die natürliche Süße des Orangensafts weniger intensiv oder gar nicht mehr wahrgenommen wird. Gleichzeitig verstärkt es die Wahrnehmung bitterer Aromen, etwa durch die Hemmung von sogenannten Phospholipiden, die normalerweise Bitterstoffe auf der Zunge abpuffern. Die Folge: Bitterstoffe, die im Orangensaft ohnehin in geringer Menge vorhanden sind, treten plötzlich viel deutlicher hervor.
Diese Wirkung ist vorübergehend und klingt nach etwa 30 Minuten ab – dann schmeckt Orangensaft wieder wie gewohnt. Wer das bittere Erlebnis vermeiden möchte, kann entweder auf eine SLS-freie Zahnpasta umsteigen oder zwischen Zähneputzen und Frühstück eine kleine Pause einlegen.