Muss man wirklich zwei Liter pro Tag trinken?

„Mindestens zwei Liter Wasser pro Tag“ gilt für viele als unumstößliche Gesundheitsregel. Tatsächlich ist dieser Rat jedoch zu pauschal und wissenschaftlich nicht zwingend belegt. Der Flüssigkeitsbedarf des Körpers hängt von vielen Faktoren ab: Körpergewicht, Aktivitätslevel, Außentemperatur, Ernährung und individuelle Stoffwechselunterschiede. Menschen, die viel schwitzen, Sport treiben oder bei großer Hitze arbeiten, brauchen deutlich mehr Flüssigkeit als solche, die sich in kühler Umgebung wenig bewegen. Gleichzeitig nimmt man über Lebensmittel – vor allem Obst, Gemüse und Suppen – bereits viel Wasser auf, was oft unterschätzt wird.
Die Empfehlung, viel zu trinken, entstand ursprünglich aus Studien zur Gesamtwasserbilanz des Körpers, die neben Getränken auch die Wasseraufnahme aus der Nahrung einberechneten. Später wurde die Botschaft verkürzt und als „zwei Liter trinken“ wiedergegeben. Medizinisch entscheidend ist nicht das Einhalten einer fixen Zahl, sondern der Erhalt des Flüssigkeitshaushalts. Anzeichen für eine gute Hydrierung sind zum Beispiel regelmäßiger Harndrang und hell gefärbter Urin.
Übermäßiges Trinken ist ebenfalls nicht sinnvoll: In extremen Fällen kann es sogar zu einer Wasservergiftung führen, die gefährlich werden kann. Die Wissenschaft empfiehlt daher: Hören Sie auf Ihr Durstgefühl und passen Sie die Trinkmenge Ihrem Alltag an. Ein universeller „Zwei-Liter-Zwang“ ist nicht nötig – für die meisten gesunden Menschen reguliert der Körper das Trinkverhalten zuverlässig selbst.