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War­um schmeckt Blut nach Eisen?

Blut schmeckt nach Eisen, weil es tat­säch­lich Eisen ent­hält — aller­dings nicht in metal­li­scher Form, son­dern gebun­den im Hämo­glo­bin. Hämo­glo­bin ist das Pro­te­in in den roten Blut­kör­per­chen, das Sau­er­stoff trans­por­tiert. Jedes Hämo­glo­bin-Mole­kül ent­hält vier soge­nann­te Häm-Grup­pen, in deren Zen­trum jeweils ein Eisen(II)-Ion sitzt. Die­ses Eisen bin­det rever­si­bel den Sau­er­stoff und ver­leiht dem Blut sei­ne rote Far­be. Wenn Blut in Kon­takt mit Spei­chel und Luft kommt, kann das Eisen teil­wei­se oxi­die­ren, und zusätz­lich reagie­ren Spei­chel­pro­te­ine mit den Eisen­io­nen. Die­se Reak­ti­on erzeugt einen cha­rak­te­ris­ti­schen metal­li­schen Geschmack, den unser Gehirn offen­bar als „eisen­ar­tig“ inter­pre­tiert.

Inter­es­sant dabei ist, dass wir Men­schen beson­ders emp­find­lich auf die­sen metal­li­schen Geschmack reagie­ren. Man­che For­schen­de ver­mu­ten, das habe einen evo­lu­tio­nä­ren Hin­ter­grund: Der Geschmack könn­te uns in der Früh­ge­schich­te gewarnt haben, wenn beim Essen Fleisch ver­letzt oder ver­dor­ben war, oder auf die Ver­let­zung des eige­nen Kör­pers hin­ge­wie­sen, um Blut­ver­lust schnell zu bemer­ken. Tat­säch­lich schme­cken wir nicht direkt „Metall“, son­dern che­la­tier­te Eisen­ver­bin­dun­gen und Abbau­pro­duk­te, die eine ähn­li­che Emp­fin­dung aus­lö­sen.

Der „Eisen­ge­schmack“ ist also weder Ein­bil­dung noch rei­ner Sau­er­stoff­ef­fekt, son­dern direkt an den hohen Eisen­an­teil des Hämo­glo­bins gekop­pelt, der bei Kon­takt mit Spei­chel und Sau­er­stoff sei­ne che­mi­sche Form leicht ver­än­dert und so den typi­schen Geschmack frei­setzt.