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War­um schie­ben wir unan­ge­neh­me Auf­ga­ben auf?

Weil unser Gehirn kurz­fris­ti­ge Erleich­te­rung oft höher bewer­tet als lang­fris­ti­gen Nut­zen. Wenn eine Auf­ga­be unan­ge­nehm wirkt – sei es, weil sie kom­pli­ziert, lang­wei­lig oder mit mög­li­cher Kri­tik ver­bun­den ist – akti­viert das lim­bi­sche Sys­tem Stress­si­gna­le. Der prä­fron­ta­le Kor­tex, zustän­dig für Pla­nung und Kon­trol­le, müss­te nun gegen­steu­ern. Doch statt­des­sen über­nimmt oft das Beloh­nungs­zen­trum: Es sucht nach Ablen­kung, die sofort ein gutes Gefühl lie­fert – etwa durch Mails, Social Media oder Auf­räu­men.

Psy­cho­lo­gisch gese­hen ist Auf­schie­ben also kein Zeit­pro­blem, son­dern ein Emo­ti­ons­pro­blem. Wir ver­mei­den nicht die Auf­ga­be selbst, son­dern das unan­ge­neh­me Gefühl, das sie in uns aus­löst: Angst, Über­for­de­rung, Scham oder Per­fek­tio­nis­mus. Die­se kurz­fris­ti­ge Flucht ver­stärkt den Kreis­lauf – die Auf­ga­be bleibt, das schlech­te Gewis­sen wächst, und der inne­re Wider­stand gleich mit.

Der Schlüs­sel liegt des­halb weni­ger in strik­ter Dis­zi­plin, son­dern in emo­tio­na­ler Akzep­tanz: Unan­ge­neh­me Gefüh­le dür­fen da sein, ohne das Han­deln zu blo­ckie­ren. Wer sich erlaubt, Unlust oder Angst kurz wahr­zu­neh­men, sie aber nicht zum Steu­er­mann zu machen, erlebt oft den klei­nen Aha-Moment – dass Tun meist leich­ter ist, als das stän­di­ge Nichts­tun aus­zu­hal­ten.